Ingweröl

Zuletzt aktualisiert: 26.04.23

Ingweröl sollte in keiner Sammlung ätherischer Öle fehlen, denn der Alleskönner aus Asien wirkt gegen eine Vielzahl von körperlichen Beschwerden. Doch auch in der Aromatherapie wird das Öl gerne verwendet. Forschungen belegen, dass Ingweröl bereits seit rund 5000 Jahren zu Heilzwecken eingesetzt wird, Erwähnungen finden sich in indischen Sanskritmanuskripten, aber auch bei den alten Ägyptern. Gewonnen wird Ingweröl aus der Ingwerwurzel (Zingiber officinale), sein Duft ist frisch, fruchtig sowie balsamisch und wartet zusätzlich mit angenehmen Zitronennoten auf.
Ingweröl

Gewinnung von Ingweröl

Ätherische Öle werden bevorzugt durch Dampfdestillation hergestellt. Zunächst wird die Ingwerwurzel in kleine Stücke geschnitten, entweder manuell oder mit einer Maschine. Danach werden die Stücke mit einer Art Hammer bearbeitet, um die Poren mit dem ätherischen Öl zu öffnen, und anschließend in einen verschließbaren Kessel gegeben. Nun wird in diesen Brennkessel heißer Wasserdampf eingeführt, der das ätherische Öl Schritt für Schritt aus den Ingwerstücken heraustreibt. Das Gemisch aus Öl und Wasser kondensiert anschließend in einem gekühlten Rohr und wird in einem Auffangbehälter, der in der Regel aus Glas ist gesammelt.

Das Öl konzentriert sich an der Oberfläche und kann so leicht vom Wasser getrennt werden. Trotzdem enthält es noch etwa zwischen fünf und sechs Prozent Wasser. Für reines Ingweröl muss daher ein zweiter Destillationsprozess gestartet werden, bei dem auch eine Vakuumpumpe zum Einsatz kommt, die das ätherische Öl vom Wasser komplett trennt. 25 Kilogramm Ingwer ergeben etwa einen Liter Ingweröl.

Die Inhaltsstoffe von Ingweröl

In Ingweröl sind Gingerol, Zingiberen, Zingiberol, Phellandren, Camphen, Cineol, Citral und Borneol enthalten sowie die Mineralien und Vitamine Kalium, Vitamin C, Phosphor und Riboflavin. Weitere wichtige Wirkstoffe sind die folgenden Sesquiterpen: y-Bisabolen (7 %), ß-Farnesen (13 %), a-Farnesen (11 %), Curcumen (8 %) und ß-Sesquiphellandren (9 %). Aus der Gruppe der Terpene sind a-Phellandren (4,2 %), a-Pinen (2,5 %) und Limonen (3,1 %) in Ingweröl vorhanden. Weitere chemische Verbindungen sind in Kleinstmengen in dem ätherischen Öl nachweisbar, dazu zählen Aldehyde, Monoterpenalkohole, Ketone und Sesquiterpen-Alkohole.

Wirkung von Ingweröl

Ingweröl wird in der traditionellen chinesischen Medizin zur Behandlung von Zahnschmerzen, Übelkeit, Magenbeschwerden, Durchfall, Haarproblemen und Verdauungsstörungen verwendet. Im Ayurveda wird es eingesetzt als Mittel gegen Übergewicht, bei Stoffwechselproblemen, Bauchschmerzen, Impotenz, Konzentrationsstörungen, Arthritis, Grippe, Menstruationsschmerzen und zur Stärkung der Herzfunktion. Im Europa des 15. Jahrhunderts wurde Ingweröl in der Pestbekämpfung empfohlen. Heute ist das Anwendungsgebiet breit gefächert, da es sowohl eine antibiotische als auch immun stimulierende Wirkung hat. Als ein starkes Antioxidans hilft es, die Sauerstoffradikale im Organismus zu binden, was dem Zerstörungsprozess der Zellen vorbeugt. Ingweröl hat sich bei der Behandlung von Appetitlosigkeit, Erkältung, Kopfschmerzen, Verspannungen und Muskelschmerzen, Impotenz, Rheuma und Verdauungsstörungen aller Art etabliert. Das Öl regt die Durchblutung an, wirkt schleimlösend, antiseptisch und hat sich auch bei Wurmbefall bewährt. Es hilft ebenfalls gegen die Reisekrankheit. Auf der psychischen Ebene wird es bei Angst, Unruhezuständen, Erschöpfung, Depression und Verbesserung der Gedächtnisleistung verwendet. Das Öl ist ebenfalls ein bewährtes Aphrodisiakum.

Anwendungsgebiete von Ingweröl

Ingweröl gegen Falten

Damit der Teint ebenmäßig bleibt und die Region um die Augen möglichst lange von Fältchen verschont wird, sind eine abendliche Reinigung und Abschminken unverzichtbar. Denn das hilft, die Poren nicht verstopfen zu lassen und ermöglicht über Nacht eine vollständige Regeneration der Haut und Zellneubildung. Wird die Haut nicht regelmäßig gereinigt, sind Unreinheiten und eine schnellere Alterung die Folge. Für die abendliche Pflege wird die empfindliche Partie um die Augen mit einem Wattebausch abgetupft, auf den zuvor Ingweröl gegeben wurde. So können die wertvollen Wirkstoffe der Ingwerwurzel über Nacht ihre volle Wirkung entfalten. Es sollte darauf geachtet werden, dass das Ingweröl nicht direkt in die Augen gelangt.

Ingweröl gegen Haarausfall

Haarausfall kann erblich bedingt oder Folge von Stress, Krankheit und Mangelernährung sein. Immer lichter werdendes Haupthaar ist für die Betroffenen nicht nur ein kosmetisches Problem, auch die Psyche ist mitunter stark vom Haarausfall in Mitleidenschaft gezogen. Schon die traditionelle chinesische Medizin hat Ingwer als Mittel gegen Haarausfall angewendet, denn die Wurzel stimuliert den Blutfluss auf der Kopfhaut, was sich positiv auf die Haarfolikel auswirkt und diese zum Wachsen anregt. Die in Ingwer enthaltenen Stoffe Gingerol und Zingiberol sorgen im Zusammenspiel mit Kalium, Vitamin C, Phosphor und Riboflavin dafür, den Haarausfall zu stoppen. Wenn die Kopfhaut täglich eingerieben wird, ist das eines der effektivsten Mittel gegen Haarausfall. Ergänzend können nach jeder Haarwäsche Spülungen mit Ingweressig gemacht werden, der 1:1 verdünnt wurde.

Ingweröl für die Haut

Ingwer ist ein natürliches Mittel, um Entzündungen zu bekämpfen und unterstützt die Mikrodurchblutung des Körpers. Auch beschleunigt Ingwer den Stoffwechsel, was dem Organismus hilft, Gifte und Schadstoffe besser auszuscheiden. Diese Faktoren sind für ein gutes Hautbild besonders wichtig. Ingwer ist ein bewährtes Mittel gegen Pickel und Akne. Da die Wurzel antibakteriell wirkt, hilft Ingwer besonders gut bei entzündlichen Hauterkrankungen. Die Pickel sollten regelmäßig mit einem Wattebausch, der mit Ingweröl getränkt wurde, abgetupft werden. Ergänzend empfiehlt sich, dazu Ingwertee zu trinken, denn die Wurzel entfaltet ihre höchste Heilkraft, wenn sie sowohl innerlich als auch äußerlich angewendet wird. Ingweröl hilft ebenfalls, bestehende Aknenarben verblassen zu lassen, sowie Altersflecken zu vermindern. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, die wohltuende Wirkung von Ingweröl in einer Gesichtsmaske zu genießen. Folgende Zutaten werden für eine Gesichtsmaske gegen Hautunreinheiten benötigt:

  • ein Esslöffel Weizenkleie
  • ein Esslöffel Heilerde
  • ein Teelöffel Honig
  • fünf Tropfen Ingweröl
  • eine kleine Tasse warmes Ingwerwasser

Die Zutaten werden vermischt, wenn die Weizenkleie in einer Kaffeemühle fein gemahlen wird, entsteht eine cremigere Paste. Unter Rühren wird das warme Ingwerwasser zugegeben, bis ein Brei entstanden ist. Auf das vorgereinigte Gesicht auftragen und für 15 bis 20 Minuten einwirken lassen. Anschließend die Maske mit lauwarmem Wasser abspülen.

Ingweröl für die Haare

Die Haut stößt im Rhythmus von vier Wochen alte, abgestorbene Zellen ab und erneuert sich. Die dabei entstehenden Schuppen werden in der Regel nicht bemerkt, doch wenn diese Zellen zu schnell abgestoßen werden und sich dabei verklumpen, tritt das Phänomen von Schuppen auf. Besonders auf trockener Kopfhaut werden Schuppen schnell sichtbar, manchmal verbunden mit einem Juckreiz. Oftmals zeichnet sich die falsche Haarpflege für die Entstehung von Schuppen verantwortlich, doch auch trockene Heizungsluft und Klimaanlagen begünstigen die Entstehung von Schuppen. Entstehen die Schuppen auf fettiger Kopfhaut, kann ein Hefepilz (Malassezia furfur)dahinterstecken. Ingweröl kann bei beiden Ursachen für Schuppenbildung eingesetzt werden. Zur Behandlung von Schuppen sollte über den Zeitraum von einem Monat jeden zweiten Tag Ingweröl ins feuchte Haar über 15 Minuten hinweg einmassiert werden, damit die Durchblutung angeregt wird.

Sobald ein Wärmegefühl auftritt, bedeutet das, dass das Öl seine Wirkung entfaltet. Das Öl sollte dann noch fünf Minuten einwirken, bevor es mit warmem Wasser ausgespült wird. Dieses Haaröl wird wie folgt hergestellt:

10 ml eines Basisöls wie Jojobaöl oder kalt gepresstes Olivenöl werden mit drei Tropfen ätherischem Ingweröl vermischt.

Massageöl

Ingweröl ist ein Allroundtalent und daher auch vielseitig im Massagen- und Wellnessbereich einsetzbar. Hier wird die Wirkung vor allem zur Durchblutungsförderung und zum Entschlacken im Rahmen einer Diät benutzt, da Fett durch den aktivierten Stoffwechsel leichter abgebaut werden kann. Auch bei Kopfschmerzen und Migräne, Erschöpfungszuständen und Rheuma haben sich Massagen bewährt. Ein Massageöl ist schnell selbst hergestellt:

  • 60 ml Pflanzenöl wie Jojobaöl oder kalt gepresstes Olivenöl
  • 20 Tropfen Ingweröl

Wer mag, kann noch zusätzlich Lavendelöl oder Muskatellersalbeiöl hinzugeben, diese ätherischen Öle ergänzen die Heilwirkungen optimal. Eine Massage findet am besten in einem angenehm warmen Raum statt. Das Massageöl kann vorher leicht in den Händen angewärmt werden. Massiert werden sollte vom Rücken ausgehend mit den Fingern und nicht den Fingerkuppen.

Ingweröl herstellen

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Ingweröl selbst herzustellen. Die einfachste besteht darin, einen Esslöffel geriebenen Ingwer mit drei Esslöffel Jojoba- oder Olivenöl zu vermischen und als schnelle Haarmaske oder Massageöl zu verwenden. Etwas zeitintensiver ist die folgende Methode. Zur Herstellung von Ingweröl zur Massage werden benötigt:

  • 250 ml Pflanzenöl (Oliven- oder Jojobaöl)
  • 100 g frischer Ingwer
  • eine Käsereibe
  • ein Topf
  • ein engmaschiges Sieb
  • eine Glasflasche

Die geschälte Ingwerwurzel wird mit der Käsereibe in einen Topf gehobelt und anschließend mit dem Öl vermischt. Das Gemisch sollte nun bei niedriger Temperatur zwei Stunden vor sich hin köcheln. Durch das Sieb wird das Öl danach in eine saubere Flasche abgeseiht und zwei Wochen reifen gelassen. Für eine ausführliche Anleitung können Sie den Artikel Ingweröl selber machen lesen.

Es ist auch möglich, ätherisches Ingweröl selbst herzustellen. Wer regelmäßig große Mengen davon oder von anderen ätherischen Ölen benötigt, sollte in einen Destillator investieren, die in Onlineshops angeboten werden. Es gibt aber auch die Möglichkeit, einen Destillator selbst aus einem Dampfkochtopf zu bauen. Auch Volkshochschulen bieten oft Kurse an, in denen das Destillationsverfahren gelehrt wird.

Ingweröl kaufen - worauf sollte geachtet werden?

Bevor Sie Ingweröl kaufen, sollten Sie sichergehen, dass die Qualität des Produktes stimmt. Der Begriff ätherisches Öl ist leider nicht gesetzlich geschützt, daher werden immer wieder Öle mit synthetischen Stoffen angeboten. Bei naturidentischen Ölen handelt es sich um chemische Öle, denen Duft beigemischt wurde. Einzig ein naturreines Öl garantiert, dass alles aus der namensgebenden Pflanze gewonnen wurde. Idealerweise ist das ätherische Öl auch frei von Belastungen durch Pflanzenschutzmittel, am besten kaufen Sie zertifizierte Bioqualität aus nachhaltiger Produktion. Abstand genommen werden sollte vom Kauf, wenn das Etikett unzureichende Angaben macht. Fälschungen können sogar eine Gefahr für die Gesundheit darstellen.