Eisenkrautöl

Zuletzt aktualisiert: 30.04.23

Eisenkraut ist eine traditionelle Heilpflanze, die in Europa zu Hause ist. In der freien Natur ist das Gewächs an Wegen, auf magerem Rasen, an Mauern und an Zäunen anzutreffen. Beim Eisenkrautöl handelt es sich um ein ätherisches Öl, das aus der Pflanze gewonnen wird, wobei vor allem die Blätter verwendet werden.
Eisenkrautöl

In der römischen Antike galt die Pflanze als heilig, weshalb sie beispielsweise für die Reinigung des Tempelaltars verwendet wurde. Das Eisenkraut hat viele Namen, die zum Teil auf seine frühere Verwendung hindeuten:

  • Eisenhart
  • Eiserichkraut
  • Isen(hart)kraut
  • Stahlkraut
  • Richardskraut
  • Sagenkraut
  • Druidenkraut
  • Opferkraut
  • heiliges Kraut
  • Wundkraut
  • Hahnenkopfkraut
  • Katzenblutkraut
  • Verbene

Heutzutage kommt das Öl des Eisenkrauts vor allem in der Naturheilkunde, Aromatherapie und Wellness zum Einsatz.

Herstellung und Inhaltsstoffe

Eisenkrautöl wird mithilfe der Wasserdampfdestillation hergestellt, wobei in der Regel die Blätter der Pflanze verwendet werden. Das Herstellungsverfahren reduziert die Menge des pflanzlichen Materials drastisch, sodass aus 10 kg Blättern nur 100 ml ätherisches Öl gewonnen werden.

Im Eisenkrautöl sind neben anderen Aldehyden auch Citral A und B enthalten. Einige Forscher sehen in Citral ein Potenzial für die Entwicklung von Medikamenten gegen chronische lymphatische Leukämie [1].

Im ätherischen Öl des Eisenkrauts kommen außerdem Limonen, Geraniol, 1-8-Cineol, Nerol, Curcumen, Farnesen, beta-Caryophyllen, a-Terpineol und Germacren D vor.

Welche Wirkung wird dem Eisenkrautöl nachgesagt?

In der Volksmedizin, Naturheilkunde und Aromatherapie werden dem Eisenkrautöl verschiedene Wirkungen zugeschrieben. Heilpraktiker setzen das Öl in der Aromatherapie mit dem Ziel ein, einen anregenden, belebenden, beruhigenden und konzentrationsfördernden Effekt zu erzielen. Auch Stress, Motivationsprobleme und depressive Verstimmungen sollen dadurch gelindert werden können.

Die Stoffe, die im Öl enthalten sind, können Wehen fördern. Einige Hebammen setzen das Öl deshalb zur Einleitung der Geburt ein. Auch bei Wechseljahres- und Menstruationsproblemen findet Eisenkraut Anwendung.

Die Wirksamkeit von Eisenkrautöl konnte jedoch bislang nicht ausreichend wissenschaftlich belegt werden [2]. Aussagen über die Effekte der traditionellen Heilpflanze basieren vor allem auf Anekdoten und Annahmen, die zum Teil aus der Antike und dem Mittelalter stammen. Aus diesem Grund sollten Sie Eisenkrautöl nicht als Ersatz für eine wissenschaftlich fundierte medizinische Behandlung nutzen.

Die Wirksamkeit von einzelnen Stoffen, die im Eisenkraut vorkommen, ist jedoch von Studien belegt. Wissenschaftler verwenden dabei jedoch in vielen Fällen viel höhere Konzentrationen, als sie im Eisenkraut oder im destillierten Öl zu finden sind. Darüber hinaus handelt es sich dabei oft um Laborversuche an isolierten Zellen oder an Tieren, sodass die Ergebnisse nicht einfach auf den Menschen übertragbar sind.

Die Verwendung von Eisenkrautöl scheint jedoch keine großen Risiken zu bergen, die über die allgemeinen Risiken von ätherischen Ölen hinausgehen.

Wichtige Sicherheitshinweise

Bei kleinen Kindern sollten Sie Eisenkrautöl nicht anwenden, da ätherische Öle bei Babys und kleinen Kindern die Atmung beeinträchtigen können. Im schlimmsten Fall kann ein ätherisches Öl bei den Kleinen sogar akute Atemnot oder einen Atemstillstand auslösen. Bereits sehr kleine Mengen können diesen Effekt hervorrufen. Darüber hinaus können ätherische Öle die Haut und die Schleimhäute reizen oder Erbrechen, Bewegungsstörungen oder Krampfanfällen verursachen. Auf diese Gefahren weist u. a. das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in seinen „Fragen und Antworten zu ätherischen Ölen“ (2008) hin [4].

Eisenkrautöl kann Wehen fördern. Wenn Sie schwanger sind, sollten Sie deshalb zur Sicherheit auf die Anwendung verzichten.

Auch Asthmatiker und Personen mit anderen Erkrankungen sollten sehr vorsichtig sein. Fragen Sie vor der Anwendung Ihren Arzt, ob ätherisches Öl im Allgemeinen und Eisenkrautöl im Speziellen für Sie problematisch sein kann. Hautreizungen und ähnliche Beschwerden können nicht nur bei Kindern auftreten, sondern auch bei Jugendlichen und Erwachsenen. Wenn Ihre Haut verletzt, gerötet, gereizt oder anderweitig auffällig ist, empfiehlt es sich ebenfalls, das ätherische von ihr fernzuhalten. Von einer unverdünnten Anwendung wird ohnehin abgeraten.

Wenn Sie ätherisches Öl (verdünnt) auf die Haut auftragen, sollten Sie die entsprechenden Stellen anschließen vor direktem Sonnenlicht schützen.

Anwendungsgebiete von Eisenkrautöl

Eisenkrautöl zur Wehenförderung

Eisenkrautöl kann Wehen fördern und wird deshalb von einigen Hebammen bei der Geburtseinleitung verwendet. In dieser Funktion ist Eisenkraut spätestens seit dem Mittelalter nachgewiesen. Nicht nur Hebammen mit alternativer Philosophie greifen auf das Mittel zurück, sondern auch einige Kliniken mit Entbindungsstation. Dabei wird das Öl des Eisenkrauts häufig in Kombination mit anderen pflanzlichen Mitteln verabreicht.

In den 90er Jahren setzte die Städtische Frauenklinik Stuttgart-Berg einen sogenannten „Wehencocktail“ ein, der auch Eisenkrautöl enthielt. Später wurde dieses Öl jedoch aus der Rezeptur entfernt. In einer nachträglichen Studie (2004) stellten die Wissenschaftler Michael Vonau, Karin Motzlet und Sisko Stenzel fest, dass der Zusatz von Eisenkrautöl sich möglicherweise leicht negativ auf verschiedene Parameter auswirkt. Die Ergebnisse waren jedoch nur schwach signifikant [3].

Internetseiten für Mütter empfehlen den Gebrauch von Eisenkrautöl teils sehr freizügig und ohne ausreichenden Hinweis auf eventuelle Risiken. Als werdende Mutter sollten Sie das ätherische Öl jedoch nicht selbst anwenden, um die Geburt einzuleiten, sondern sich auf den Rat Ihrer Hebamme und ggf. eines Arztes verlassen.
Verdauungssystem

Verdünntes Eisenkrautöl soll bei innerer Anwendung die Aktivität des Magens anregen und dadurch verdauungsfördernd wirken. Einige Heilpraktiker versprechen sich außerdem einen Effekt auf nervöse Verdauungsstörungen und Darmentzündungen. Beim Vorliegen einer Krankheit oder bei Beschwerden, die Sie nicht einwandfrei einordnen können, sollten Sie jedoch unbedingt vorab einen Arzt konsultieren.

Damit das ätherische Öl den Magen-Darm-Trakt von Innen erreichen kann, wird es mit Flüssigkeit verdünnt und getrunken. Zum Verdünnen eignen sich Kräutertee (zum Beispiel Kamille) und lauwarmes Wasser. In der Flüssigkeit lösen Sie einen Teelöffel Honig auf und geben maximal drei bis vier Tropfen Eisenkrautöl hinzu.

Auch die äußere Anwendung des Öls wirkt möglicherweise beruhigend auf Ihren Bauch. Dazu vermischen Sie zwei Tropfen Eisenkrautöl mit 50 ml neutralem Trägeröl, wobei Sie auch Rapsöl, Sonnenblumenöl oder Olivenöl aus der Küche nutzen können. Mit dieser Mischung reiben Sie den Bauch ein und massieren das Öl sanft ein.

Eisenkrautöl in der Aromatherapie

In der Aromatherapie findet Eisenkrautöl Anwendung, doch es ist verhältnismäßig wenig verbreitet. Zu Hause können Sie das ätherische Öl in einer Duftlampe verdampfen lassen – dazu verwendet Sie jedoch lediglich einen Tropfen. Der erwartete Effekt besteht in Entspannung und Beruhigung einerseits und einer verbesserten Konzentration andererseits.

Bei manchen Personen kann der Gebrauch einer Duftlampe jedoch Kopfschmerzen und Übelkeit auslösen. Auch, wenn Sie nicht unter derartigen Problemen leiden, sollten Sie trotz des angenehmen Dufts des Eisenkrautöls anschließend lüften.

Eisenkrautöl in der Kosmetik

In der Kosmetik wird das Öl aus den Eisenkrautblättern vor allem wegen seines Geruchs geschätzt. Zu Hause können Sie mit wenigen Tropfen Eisenkrautöl eine neutrale Creme aufwerten oder auf der Grundlage von Vaseline selbst anrühren. Um die Creme bzw. Salbe weich zu machen, erwärmen Sie diese im Wasserbad auf dem Herd. Eine kleine bis mittlere Hitzestufe ist dabei ausreichend.

Eine Salbe mit Eisenkraut wirkt auf viele Menschen erfrischend und beruhigend zugleich. Mögliche Anwendungsgebiete sind müde Füße, die Sie am Abend damit eincremen können, oder nach dem Sport.

Darüber hinaus kann das ätherische Öl bei einer Wellness-Massage durch seinen Duft und die Stimulation der Haut die Entspannung unterstützen. Auch dazu verdünnen Sie zwei Tropfen Eisenkrautöl mit ca. 50 ml neutralem Öl.

Eisenkrautöl als Antiseptikum

Im Mittelalter wurden mit Eisenkraut unter anderem Wunden behandelt; dabei kam die Pflanze sogar auf tiefen Schwertwunden zum Einsatz. Diese Verwendung ist ein Grund dafür, warum dem „Wundkraut“ auch antiseptische Eigenschaften zugesprochen werden.

Einige Wirkstoffe, die im Eisenkraut enthalten sind, wirken möglicherweise antiseptisch. Aus diesem Grund können Sie eine Mischung aus Eisenkrautöl (zwei Tropfen) und Oliven- oder anderem Öl (50 ml) auch bei Akne nutzen. Reinigen Sie zunächst Ihr Gesicht gründlich mit Seife, tragen Sie dann das Öl-Gemisch auf und massieren Sie es fünf Minuten lang ein. Anschließend waschen Sie das Gesicht wieder gründlich ab und tupfen es mit einem weichen Handtuch trocken. Je nach Hauttyp ist es jedoch möglich, dass das Fett Ihrer Haut nicht gut bekommt. Experimentieren Sie ruhig mit verschiedenen Basisölen (Rapsöl, Jojobaöl, Sonnenblumenöl, Mandelöl als Beimischung etc.).

Eisenkrautöl können Sie zum Anrühren einer hausgemachten Mundspülung verwenden. Dazu geben Sie zwei Tropfen des Öls in ein Glas lauwarmes Wasser und verrühren das Gemisch gut. Die Mundspülung dient vor allem der Prävention und sollte nicht angewandt werden, wenn Sie Verletzungen oder Infektionen im Mund oder im Rachen haben. Der Geschmack des ätherischen Öls ist frisch und kann sich positiv auf den Geruch Ihres Atems auswirken.

Eisenkrautöl kaufen: Darauf sollten Sie achten

Beim Kauf von Eisenkrautöl sollten Sie auf die Zusammensetzung des Produkts achten. Handelt es sich um reines Öl oder um eine Mischung? Ist das Öl vielleicht nur aromatisiert? Wenn Sie auf besonders günstige Angebote stoßen, sollten Sie stutzig werden und den Preis kritisch hinterfragen, bevor Sie sich für das Produkt entscheiden. Günstiges Eisenkrautöl muss jedoch nicht zwingend minderwertig sein.

Wenn Sie Eisenkrautöl kaufen, sollten Sie außerdem auf den lateinischen Namen der europäischen Pflanze Wert legen (Verbena officinalis). Die Bezeichnung „Eisenkraut“ wird zum Teil auch für eine andere Pflanze verwendet, nämlich für das südamerikanische Zitronenkraut (Verbena triphylla, Zitronenverbene). Erkundigen Sie sich deshalb im Zweifelsfall beim Händler oder Hersteller nach dem exakten botanischen Namen der verwendeten Pflanze, wenn dieser aus der Produktbeschreibung oder den Informationen auf der Verpackung nicht eindeutig hervorgeht oder Sie sich unsicher sind.

Zitronenkraut findet ebenfalls Anwendung als ätherisches Öl. Die zugeschriebenen Wirkungen weichen jedoch von denen des echten Eisenkrauts (Verbena officinalis) ab. Im Handel finden Sie auch Mischungen aus beiden Ölen. In diesem Fall sollten Sie darauf achten, zu welchen Anteilen Verbena officinalis und Verbena triphylla verwendet werden.

Quellen

  • De Martino, L., De Feo, V., Fratianni, F., & Nazzaro, F. (2009). Chemistry, antioxidant, antibacterial and antifungal activities of volatile oils and their components. Natural Product Communications, 4(11), 1741-1746.
  • Ernst, E. (2000). The Desktop Guide to Complementary and Alternative Medicine: An Evidence-Based Approach. Mosby.
  • Vonau, M., Motzlet, K., & Stenzel, S. (2004). Wehencocktail mit und ohne Eisenkrautöl: eine retrospektive Analyse. Geburtshilfe und Frauenheilkunde, 64(6), 616-621.
  • Bundesinstitut für Risikobewertung. (2008). Fragen und Antworten zu ätherischen Ölen. Abgerufen von https://www.bfr.bund.de/cm/343/fragen_und_antworten_zur_anwendung_von_ae...