Sandelholzöl

Zuletzt aktualisiert: 27.04.23

Das Sandelholzöl (lat. Oleum santali, französisch: Essence de santal und Englisch: Oil of sandal wood) ist ein Sammelbegriff für verschiedene ätherische Öle. Je nach der zur Gewinnung verwendeten Pflanze unterscheiden sich die genauen Bezeichnungen der verschiedenen Öle.
Sandelholzöl

Während das ostindische Sandelholzöl aus dem weißen Holz des Sandelholzbaumes (Santalum album) stammt, wird das westindische Sandelholzöl nicht aus Sandelholz, sondern aus dem Holz des Balsambaumes (Amyris balsamifers, Familie der Rutaceae) gewonnen, der hauptsächlich in der Karibik und nicht in Indien wächst. Als weitere Unterart kennt man noch das australische Sandelholzöl. Der Rohstoff hierfür ist die in Australien endemisch wachsende Sandelholzart Santalum apicatum. Das auch als „göttliche Essenz“ bezeichnete Öl ist schon seit der Vorgeschichte Indiens Teil der religiösen und spirituellen Tradition und wird noch heute so wie vor tausend Jahren in der traditionellen Medizin verwendet. Der Bestand des in Indien wachsenden Santalum album gilt als stark gefährdet. Sowohl der Besitz als auch der Handel, die Lagerung und die verarbeitenden Wirtschaftszweige werden aus diesen Gründen durch die indische Regierung geregelt und kontrolliert. Dies führt zu sehr hohen Verkaufspreisen (2006: 1.600$ pro Kilogramm Öl) und dem Ruf des Sandelholzöles der „am meisten gefälschte Holzduft“ zu sein.

Der Geruch des Öles wird als typisch holzig-süß, animalisch-balsamisch und sehr haftfest beschrieben, was ihn zu einer klassischen Holznote für Parfüms des Typs „Chypre“, „Fougere“ und „Orient“ macht.

Herstellung von Sandelholzöl

Satalum album ist ein wild wachsender, immergrüner Baum, der Wuchshöhen von zirka 10 m erreicht. Seine gefiederten Blätter bestehen aus bis zu 10 cm langen Blättchen und die kleinen Schmetterlingsblüten sind gelb oder rot geadert. Die Fortpflanzung geschieht über die durch den Wind verbreiteten verholzten Hülsenfrüchte. Je karger der Boden ist, auf dem der Baum wächst, desto intensiver duftet sein Holz. Das wertvolle Öl der über 30 Jahre alten erntereifen Sandelholzbäume befindet sich aber nicht nur im Holz, sondern auch in den Wurzeln, weshalb die Bäume nicht einfach gefällt werden können, sondern mitsamt den Wurzeln ausgegraben werden. Das farblose bis zart gelbliche, leicht visköse Öl mit einer Dichte von 0,968- 0,983 g/ml ist lipophil und wird durch Wasserdampfdestillation gewonnen.

Die Destillation ist die meist benutzte Gewinnungsmethode bei ätherischen Ölen. Der ganz unten in der Dampfdestille befindliche beheizte Wassertank erzeugt Dampf, der in den nächsten Behälter geleitet wird in dem auch die Pflanzenbestandteile sind. Durch den Wasserdampf werden die Öle aus den Pflanzen gelöst und mit dem warmen Dampf nach oben getragen. Als nächstes wird das Ölgemisch mithilfe eines gekühlten Rohrsystems abgeleitet, gekühlt und kondensiert. Schlussendlich trennt sich im letzten Behältnis das lipophile Öl vom hydrophilen Wasser. Der leichtere Ölfilm kann nun abgeschöpft werden. 16 - 25 kg des frischen Holzes, welches feingeraspelt verarbeitet wird, ergeben ungefähr einen Liter Öl, was einer Ausbeute von 4,0 - 6,5 % entspricht.

Sandelholzöl Inhaltsstoffe

Die Hauptbestandteile des Sandelholzöles sind mit 90 % die isomeren Terpenoid-Alkohole α-Santalol (50 %) und β-Santalol (20 %). Zu 6 % sind die Terpene α- und β-Santalen zu finden. Auch Spuren von epi-β-Santalen, α-Photosantalol, epi-β-Photosantalol, β-Bisabalo, Cyclosantalal, α-Santalal, epi-Cyclosantalal, β- Santalal, Campherenol, (Z)-trans-α-Bergamotol, epi-β-Santalol, (Z)-β-Curcumenol, cis-Lanceol, cis-Nuciferol und Spirosantalol sind zu finden. Das westindische Sandelholzöl enthält desweiteren noch Sesquiterpenoide (Elemol, Eudesmol und α-Agarofuran).

Den Sesquiterpenen wie Santalene hat das Öl die hautfreundlichen Eigenschaften, die entzündungshemmende Komponente und die leichte Schmerzlinderung zu verdanken (Stabilisierung der Zellmembran von Mastzellen und Verhinderung der Ausschüttung von inflammatorischen Botenstoffen), während der typische Holzgeruch auf β-Santalol zurückzuführen ist. Die Santalole, die zur Gruppe der Sesquiterpenole gezählt werden, können aber noch mehr: sie stärken die Abwehrkräfte, sind hautregenerierend und wirken positiv auf den Hormonhaushalt. Auch die Sequiterpenketone haben stark zellregenerierende, wundheilende und schleimlösende Eigenschaften. Durch ihren positiven Einfluss auf das Nervensystem gelten sie als angstlösend, sorgen für Ruhe und regen den Gehirnstoffwechsel an.

Wirkung von Sandelholzöl

Im Allgemeinen gilt Sandelholzöl als:

  • antibakteriell
  • antiseptisch
  • aphrodisisch
  • bronchienerweiternd
  • entzündungshemmend
  • juckreizstillend
  • herzstärkend
  • krampflösend
  • lymphflussanregend
  • schmerzstillend
  • venentonisierend
  • schwach antimykotisch
  • und zellregenerierend

Mit dem Öl werden deshalb Krankheiten wie Akne, Blasenentzündung, Bluthochdruck, Bronchitis, Hämorrhoiden, Husten, Krampfadern, Muskelkrämpfe, Neuralgien und Schuppenbildung der Haut behandelt. Auf den Geist wirkt die „göttliche Essenz“ antidepressiv, aphrodisierend, beruhigend, entspannend, harmonisierend und verlangsamend, was bei Krankheitsbildern wie Angst, Frigidität, psychisch bedingter Impotenz, nervöser Anspannung, Psychosen allgemein, Schlaflosigkeit und allen Folgen von Stress sehr nützlich ist.

Anwendungsgebiete von Sandelholzöl

Das vielseitig einsetzbare Sandelholzöl findet man in Räucherstäbchen, Parfums, Holzprodukten, traditionellen Medikamenten, Kosmetika und rein als ätherisches Öl.

Für unvergänglich schöne Haut

Ein sehr bedeutender Krankheitskomplex, in dessen Behandlung Sandelholzöl erfolgreich eingesetzt wird, ist Akne. Sie kann durch Betupfen der betroffenen Hautbereiche verhindert, verbessert und in manchen Fällen sogar geheilt werden. Die antibakteriellen und antiseptischen Eigenschaften verhindern das unkontrollierte Wachstum der die Akne mitauslösenden Bakterien. Wichtig für die Haut ist auch die Verbesserung der Fähigkeit, Wasser speichern zu können. Bei trockener Haut oder Schuppen hilft diese Eigenschaft des Öles, die Haut wieder prall und gesund aussehen zu lassen. Doch auch bei fettiger Haut kommt Sandelholzöl zum Einsatz: Große Poren werden vermehrt zusammengezogen und übermäßige Talgproduktion kontrolliert. So erscheint das Hautbild matter und Hautunreinheiten wie Pickeln wird vorgebeugt. Als wissenschaftlich erwiesener Radikalfänger schützt das Öl signifikant gerade in Kombination mit Vitamin A, C und E vor Zellschäden durch freie Radikale, was der Haut länger ein jugendliches Aussehen verschafft. Durch den lang anhaltenden Duft fühlt man sich des Weiteren lange frisch und ausgeruht. Das Spektrum der mit Sandelholzöl behandelbaren Krankheiten enthält beispielsweise noch die Bartflechte, Ekzeme, jegliche Art von entzündeter Haut, infizierte Wunden, Krankheiten die mit Juckreiz einhergehen, Milchschorf, Psoriasis und Cellulitis.

Für geschmeidige und starke Haare

Am wichtigsten hier ist die hohe feuchtigkeitsspendende Eigenschaft des Sandelholzöles. Durch Verwendung von Shampoos, Conditionern oder Haarkuren mit dem ätherischen Öl werden die Haarwurzeln gestärkt, Schuppen beseitigt und Haarausfall gemindert. Das Haar erhält seinen verlorenen Glanz zurück, lässt sich deutlich besser stylen und wirkt gesund und schön.

Für die Aromatherapie

Der indisch-balsamische Duft des „göttlichen“ Öles wirkt besänftigend auf die Seele und kann so zur Linderung von Stress und Anspannung bei Kindern wie auch Erwachsenen eingesetzt werden. Seine Angst mindernde, beruhigende, aufbauende und besänftigende Wirkung macht es auch zur Behandlung von psychischen Krankheitsbildern attraktiv. Ärger, Wut und Zorn werden gemindert und die innere Mitte wird wiedergefunden, während auch die Nerven zur Ruhe kommen und gestärkt werden. Die Bildung von Stresshormonen (Katecholaminen) sinkt und Herz- und Nervensystem kommen ins Gleichgewicht. Bewahrt man seine Bettwäsche in einer Truhe aus Sandelholz auf, soll der so in den Textilen haftende Duft das Einschlafen erleichtern. In einer Duftlampe verwendet schafft der „tantrische Liebesduft“ optimale Voraussetzungen für den vollen Genuss höchster Liebesenergie. Die aphrodisierende Wirkung beruht auf der starken Ähnlichkeit des Duftes zu Androstenol, einem Duftstoff, der im Achselschweiß des Mannes enthalten ist. Menschliche Intimgerüche werden imitiert und so erotische Signale versendet, die viele tantrische Schulen zur Transformation der Sexualität nutzen.

Verwendung in der Kosmetik

Da das ätherische Öl nur sehr langsam verdunstet, eignet es sich besonders gut als Fixativ in Parfüms. In keinem orientalischen Duft darf Sandelholzöl fehlen und so ist es nicht verwunderlich, dass auch immer mehr Frauen gern Düfte mit diesem Öl tragen, während dies früher nur Männern vorbehalten war. Die entspannende Wirkung legt die Verwendung in Massageölen nah. Doch nicht nur die klassische Rückenmassage, sondern auch Bauchmassagen zur Entspannung und Entkrampfung der Bauchorgane werden standardmäßig durchgeführt. Das Gefühl von wohliger Wärme gepaart mit dem typischen Duft führt zu höchster Ruhe und kann so zur Steigerung erotischer Lust führen. Natürlich darf am an dieser Stelle die Shampoos, Cremes, Tinkturen, Haarspülungen und Salben nicht vergessen, die wie oben beschrieben in einer Vielzahl von Fällen äußerst erfolgreich angewendet werden!

Medizinisch als Antiseptikum und in der Wundbehandlung

Trägt man Salben, Tinkturen oder das reine ätherische Öl auf entzündete oder infizierte Hautstellen auf, merkt man in kürzester Zeit die antiseptischen, antiinflammatorischen, antibiotischen und schwach antimykotischen Wirkungen des Sandelholzöles. Somit kann das Wachstum unerwünschter Bakterien und Pilze auf durch Verletzungen geschwächten Hautarealen eingedämmt werden und die Heilung zügig voranschreiten. Durch die feuchtigkeitsspendende Wirkung wird ein positives Hautklima geschaffen und der im Laufe der Heilung auftretende Juckreiz kann durch die juckreizstillenden Eigenschaften erst gar nicht voll ausgebildet werden.

Dosierung und Einnahme von Sandelholzöl

Das ätherische Öl kann in verschiedenster Form (Tinktur, Creme, Salbe, …) auf die Haut aufgetragen oder auch durch Brühen der Holzteile als Getränk getrunken werden. Es sind sowohl Fertigprodukte, als auch Pulver zum selbst Anrühren oder das reine ätherische Öl käuflich zu erwerben. Die Dosierung hängt stark vom genauen Zweck der Anwendung ab und kann hier nur als zirka 1 - 1,5 g Öl/Tag angegeben werden. Die Inkorporation von Sandelholzölprodukten sollte nicht bei Kindern, Schwangeren, stillenden Müttern und Menschen mit Herz-, Nieren- oder Lebererkrankungen durchgeführt werden. Bei der erstmaligen Anwendung auf der Haut sollte zuerst nur ein kleines Hautareal behandelt werden, um das Auftreten einer allergischen Reaktion auszuschließen.

Sandelholzöl kaufen - Worauf sollte geachtet werden?

Man unterscheidet das ätherische Öl in 4 Qualitätsstufen:

  • Beste Qualität: Mysore sandalwood oil (wird nur von staatlichen Destillerien an zwei Standorten (Mysore und Shimoga) geliefert und ist deshalb sehr selten)
  • Zweitbeste Qualität: Agmark sandalwood oil (verbessertes Markenöl; wird fast nur exportiert mir der Garantie der Einhaltung des indischen Standards von 1952; mindestens 90% aus Santalolen)
  • Drittbeste Qualität: branded oil (Markenöl; wird in Indien verarbeitet und auch exportiert)
  • Schlechte Qualität: unbranded oil (markenloses Öl; wird in der indischen Kosmetik- und Parfümindustrie verwendet)

Man muss sich also dessen bewusst sein, dass nicht jedes Produkt auf dem „Mysore sandalwood oil“ als Inhaltsstoff steht, auch wirklich welches enthalten muss. Es gibt dafür einfach deutlich zu wenig davon. Die preiswertere Variante des Amyrisöls kommt aus der Westkaribik und ist botanisch der Familie der Zitrusfrüchte zugeordnet. Der Duft ähnelt dem von Zedernholz. Beim Kauf sollte auch darauf geachtet werden, dass statt des wirksamen Naturproduktes Sandelholzöl nicht der synthetisch hergestellte Ersatzduftstoff Sandalore bei dem Produkt verwendet wurde, der am Geruchsrezeptor OR2AT4 wirkt. Möchte man ein hochwertiges Sandelholzprodukt kaufen und somit auch die volle Wirkkraft dieses Phytotherapeutikums ausnutzen, sollte man in eine Apotheke gehen und nicht einfach einen schnellen Interneteinkauf tätigen!